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Peter Zumthor


Biografie

Peter Zumthor (1943) ist einer der wichtigsten Vertreter der modernen Schweizer Architektur und Sieger des Pritzker-Preises 2009. Er studierte Innenarchitektur am Pratt Institute in New York und an der Schule für Gestaltung in Basel.
Wichtig für seinen Berufsstart sind die ersten Arbeiten als Möbelschreiner (in diesem Sinne erhält er als Sohn eines Kunstschreiners vom Vater eine erste künstlerische Ausbildung). Ebenso spezialisiert er sich auf die Bauberatung für Denkmalschutz im Kanton Graubünden (1968-1979).

Diese Aktivität veranlasst ihn zur Abfassung einiger Monographien über die Ortschaften des Kantons.
Seit 1979 ist er beruflich in Haldenstein tätig, während zu seiner Lehrtätigkeit der Unterricht an renommierten Universitäten in Los Angeles, München und an der Accademia di Architettura in Mendrisio zählt.
Zumthor „hat rund zehn Projekte, Meilensteine der zeitgenössischen Architektur verwirklicht. Seine Gebäude erkunden die taktilen und sensorischen Qualitäten von Räumlichkeiten und Materialien" (M. Guernieri).

Seine Architektur kennzeichnet sich „durch eine starke Ortsbindung und in seinen ersten Werken stützt er sich auf historisierende Formen und Typologien“ (Kubler). Beispiel dafür sind das Doppelhaus Rath in Haldenstein und die Schule in Churwalden (1982-1983), die Schutzbauten und die Abdeckung der römischen Ausgrabungsstätte in Chur (1986) und das eigene Atelier in Haldenstein (1985-1986).

Später erarbeitet Zumthor einen individuellen Stil von „großer begrifflicher und exekutiver Strenge“, eine direkte Konsequenz seiner theoretischen und kritischen Reflexionen, wobei er dem Detail und der Materialwahl stets höchste Aufmerksamkeit beimisst.
In dieser persönlichen Fährte „kreieren Anspielungen an archetypische Formen und innovative Anstöße eine originelle Synthese, ohne jemals in eine grundlose Emphase zu verfallen“ (Treccani).
Unter den Bauwerken, die er zwischen den 80er und 90er Jahren im Kanton Graubünden errichtet hat, sind die Kapelle des Heiligen Benedikt in Sumvitg (1988, in Zusammenarbeit mit der Ehefrau Annalisa Cuorad), das Seniorenwohnheim in Chur-Masans (1993) und die Sanierung des Hauses Gugalum in Safiental (1993) erwähnenswert.

Sehr beeindruckend sind auch die berühmte Therme in Vals (1996, mit E. Kob und C. Schedler) und der Holzpavillon der Schweiz auf der Expo 2000 in Hannover.
In Österreich baut er das Museum für zeitgenössische Kunst und das Kunsthaus Bregenz - KUB (1997), in Berlin das internationale Dokumentationszentrum Topographie des Terrors (2002) und in Köln das Kunstmuseum des Erzbistums Köln (2007).
Wenige ausgewählte Projekte kennzeichnen die letzten Jahre, auch diese stark geprägt von „einer an manische Grenzen stoßende Detailliebe (..) erprobt an Modellen, die einen Maßstab von 1:1 erreichen" (Domus)

Die Bruder-Klaus-Feldkapelle in Hof Scheidtweiler, Mechernich (2007) ist ein kleines kostenlos realisiertes Gebäude zum Andenken an die Frömmigkeit der Mutter des Architekten gegenüber des Schweizer Friedensheiligen Nikolaus von Flüe (Bruder Klaus).  Die Kapelle hinterlässt den Anschein eines äußerst schlichten Beispiels an Architektur, das gemeinsam mit Landwirten und Freunden der Auftraggeber aus nur etwas mehr als 100, aus einem nahen Wald stammenden Baumstämmen entstand, um die einige Wochen lang Beton und Schotter aufgeschüttet wurden. Danach wurden die Stämme „angezündet und über 20 Tage lang langsam abgebrannt, um ein kohleartiges Element entstehen zu lassen" (R. Albertini). Nach Entfernen des Restholzes bildeten sich „besondere Auszackungen, die das Innere des Gebäudes charakterisieren (...) eine Reihe (350) von Löchern im Beton, angefüllt mit Einsätzen aus handgeblasenem Glas".

Im Inneren ist eine kleine Öffnung, durch die von oben Licht fällt, während sich außen ein kleines Kreuz nahe der dreieckigen Tür befindet.
Das Steilneset Memorial (2011) ist ein Denkmal, das aus zwei unabhängigen Gebäuden besteht, die Zumthor in Vardø (Norwegen) in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Louise Bourgeois (1911-2010) zum Gedenken an die 91 Personen geschaffen hat, die 1621 wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurden. Das größere der beiden Konstruktionen ist ein 125 m großer Pavillon in Form eines Korridors aus Glasfaser, der mit Stahlkabeln befestigt ist.
Längs seines schmalen Verlaufs befinden sich 91 zufällig angeordnete kleine Fenster. Das zweite Gebäude aus Cortenstahl und Glas enthält hingegen eine Installation der belgischen Künstlerin Bourgeois: ein ständig brennender Metallstuhl, der an die Folterqual der Verurteilten erinnert.

Aus jüngster Zeit stammt das Museum des Zinkbergwerks, das Zumthor in der Gemeinde Sauda im Süden Norwegens 2016 im Inneren eines Bergwerks aus dem 19. Jahrhunderts errichtete. Es handelt sich um einen touristischen Ausstellungsweg, der einige kleine Gebäude auf Holz-Pfahlbauten mit Türen und Dächern aus Zink verbindet. Im Gebäude selbst befindet sich eine Dauerausstellung mit Gegenständen und Fundstücken der Bergarbeiter sowie einige gastronomische Einrichtungen. Perfekt in eine Landschaft mit steilen Granitwänden gebettet, erinnert das Bauwerk an die erbarmungslose und harte Arbeit im Bergwerk.

Unter seinen Schriften sei an folgende erinnert: Thinking architecture (1998); Peter Zumthor works. Buildings and projects 1979-1997 (1998); Atmospheres (2006).
Neben dem Pritzker-Preis (2009) sind unter den Auszeichnungen von internationalem Gewicht das Praemium Imperiale 2008 und die RIBA - Royal Gold Medal 2013 von besonderer Bedeutung.
 
Peter Zumthor: Berühmte Werke und Projekte
 
- Ricostruzione della sezione orientale del campus LACMA - Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles (USA), 2019 (previsto 2024)
- Museo della Miniera di Zinco, Allmannajuvet (Norvegia), 2016
- Centro per l'artigianato Werkraum Bregenzerwald, Andelsbuch (Austria), 2012
- Steilneset Memorial (con Louise Bourgeois), Vardø (Norvegia), 2011
- Padiglione della Serpentine Gallery, Kensington Gardens, Londra (Gran Bretagna), 2011
- Kunstmuseum Kolumba, Colonia (Germania), 2007
- Cappella votiva di San Nicola de Flüe a Hof Scheidtweiler, Mechernich (Germania), 2007
- Progetto di una Chiesa, Milano Santa Giulia (Italia), 2005
- Centro internazionale di documentazione Topographie des Terrors, Berlino (Germania), 2002
- Padiglione svizzero al’Expo 2000, Hannover (Germania), 2000
- Kunsthaus, Bregenz (Austria), 1997
- Complesso termale, Vals (Svizzera), 1996
- Quartiere residenziale Spittelhof, Basilea (Svizzera), 1995
- Residenza per anziani, Masans (Svizzera), 1993
- Restauro casa Gugalum, Safiental (Svizzera), 1993
- Cappella San Benedetto, Sumvitg (Svizzera), 1988
- Copertura di protezione degli scavi archeologici romani, Coira (Svizzera), 1986
- Atelier Zumthor, Haldenstein (Svizzera), 1986
- Doppia abitazione Rath, Haldenstein (Svizzera), 1983
- Scuola, Churwalden (Svizzera), 1983

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