15-02-2018

Jean Nouvel: Louvre Abu Dhabi

Jean Nouvel,

Marc Domage, Mohamed Somji, Roland Halbe,

Abu Dhabi, VAE,

Museen,

Eine Kuppel mit einem Durchmesser von 180 Metern ist das Wahrzeichen des neuen Louvre von Jean Nouvel in Abu Dhabi. Im Jahr 2017 nach 10 Jahren zwischen Entwurf und Baustelle eröffnet, ist der Louvre Abu Dhabi von Jean Nouvel selbst das Wahrzeichen eines neuen Kulturbezirks, der die arabische Welt mit Stararchitekten verbinden möchte.



Jean Nouvel: Louvre Abu Dhabi Die Geschichte des neuen Louvre Abu Dhabi von Jean Nouvel, das erste fertige Bauwerk im Saadiyat Cultural District, beginnt im Jahr 2006, als der Scheich das große französische Büro mit einem allgemeinen Museum der Zivilisation beauftragt. Im Jahr 2007 folgt die Vereinbarung auf Regierungsebene zwischen den VAE und Frankreich: die neue Einrichtung wird die kommenden 30 Jahre den Namen Louvre tragen und hat Zugang zum Wissen und zur Ausbildung von 17 französischen Partnereinrichtungen. Aber das ehrgeizige Projekt ist nicht das einzige seiner Art, denn der Bau des neuen Kulturbezirks auf der Insel Saadiyat hat einige der größten Stararchitekten der letzten Jahrzehnte involviert: Frank Gehry für das neue Guggenheim, Norman Foster für das Zayed National Museum, Tadao Ando für das Meeresmuseum und Zaha Hadid für das Performing Arts Centre. Der Louvre ist das erste fertiggestellte Gebäude, das – wenn auch mit einer Verzögerung von ein paar Jahren im Hinblick auf die Planung – am 11. November 2017 eröffnet wurde.
Wer die Gelegenheit hatte, einen Blick auf die Projekte der anderen Bauten zu werfen, erkennt, dass der Louvre von Jean Nouvel durch seine augenscheinliche Einfachheit hervorsticht. Und dabei kommt der starke Kontrast mit den Glastürmen, die aus dem Wüstensand emporragen zum Vorschein. Überraschenderweise hat der französische Architekt auf die Herausforderung der Höhe verzichtet und vielmehr ein umfangreiches Funktionsprogramm in der Breite entwickelt und das Museum in 55 Gebäude fragmentiert, die auf einem künstlichen Archipel verteilt sind. Ein Gewirr aus Wegen und Plätzen um die vielen weißen Baukörper herum, als wäre es eine kleine Stadt, eine Medina, eines der ältesten Stadtviertel der arabischen Städte. Über dieser metaphorischen Stadt in der Stadt erhebt sich – wie schwebend – eine riesige Kuppel mit einem Durchmesser von 180 Metern, die in Wirklichkeit doppelt ist, da sie aus vier externen Schichten besteht, die mit Edelstahl verkleidet sind und vier Innenschichten mit einer Aluminiumverkleidung, die von einer 5 Meter hohen Stahlstruktur getrennt sind. Die Kuppel hat eine interne Höhe von 29 Metern. Jede Schicht ist nach einem Arabeskenmuster durchbrochen, das am die Moscheen, die Häuser und die islamischen Paläste erinnert, jene Welt aus Hell und Dunkel, Geheimnis und Enthüllung. Das Muster wird in verschiedenen Dimensionen und Winkel in den acht übereinanderliegenden Schichten wiederholt, so dass die starke Wüstensonne beim Hereinscheinen in viele Strahlen gebrochen wird. Es wurden 7850 gezählt, die im Inneren zu sehen sind, aber auch Außen, wenn sich die Kuppel des Louvre in der Nacht zu einem Leuchtturm an der Meerespromenade von Abu Dhabi verwandelt.
Das komplexe Dekorationsmuster ist das Resultat einer mit Waagner Biro entwickelten Geometrie. Das Wiener Unternehmen ist Spezialist bei Stahltragwerken und baute bereits die Kuppel des Reichstags und die Überdachung des Hofs des British Museum von Norman Foster. Die Optimierung der Lochungen der Kuppel in Funktion der Beziehung zwischen natürlicher Beleuchtung und internem Mikroklima zusammen mit den anderen Systemen der passiven Wärmeregulierung, die bei der gesamten Anlage zur Anwendung kommen, machen das Museum zu einem Zufluchtsort vor der Hitze und den Wärmeschwankungen der Wüste – für die Besucher aber auch für die ausgestellten Werke. 
Und hier beginnt man zu verstehen, wie mit dem Abwendung von dem Wettrennen des beeindruckendsten Bauwerks Jean Nouvel die Aufmerksamkeit auf die arabische Kultur gerichtet hat, mit einer deren Wahrzeichen, nämlich der Kuppel, die hier betont und zu einem Beweis des aktuellen Zustands der Baukunst wird: so als wolle er sagen, dass in dieser Architektur des Mittleren Ostens die Vorzüglichkeit des Projekts und der westlichen Technologie verschmelzen.
Bei einer Betrachtung des Louvre Abu Dhabi kommt man nicht umhin, an das Ende der 1990er Jahre zu denken, als Jean Nouvel das Werk realisierte, das in zum Stararchitekten machte. Beim Institut du monde arabe wurde der Dialog zwischen Paris und dem Islam anhand einer High-Tech-Fassade dargestellt, die von einem Raster beweglicher Diaphragmen – wie bei einem Fotoapparat – getaktet wird, die sich je nach Lichtintensität regeln und somit eine sich ständig wandelnde Oberfläche erzeugen. In den Innenräumen projiziert das Arabeskenmuster zahlreiche und veränderliche Lichtstrahlen, wie sie für Moscheen typisch sind. Ein spannendes Resultat, das sich nun, dreißig Jahre später, in Abu Dhabi findet und so den direkten Draht zwischen Frankreich und arabischer Welt, zwischen dem Jean Nouvel von damals und dem Jean Nouvel von heute bestätigt.

Mara Corradi

Architect: Jean Nouvel (Ateliers Jean Nouvel)
Partner Architect: Hala Warde (HW architecture)
Artistic commission: Jenny Holzer, Giuseppe Penone
Project leaders:
Architecture / Interior Design / Museography : Jean-François BOURDET, Anna UGOLINI
Design: Sabrina LETOURNEUR,  Frédéric IMBERT
Construction: Damien FARAUT, Athina FARAUT
Team
Senior Architects: Rolando RODRIGUEZ-LEAL, Mireia SALA FONT, Anne TRABAND, Michal TREDER, Natalia WRZASK
Concept phase: Raphael RENARD, Reda SLAOUI, Youssef TOHME, Qiang ZOU 
Design Development phases: 
Project Managers: Stefan Zopp, Kris GELDOF
Architects: Roula AKIKI, Alessandro BALDUCCI, Jessica CALDI, Camille DAUTY, Mark DAVIS, Stacy EISENBERG, Marion FOUCAULT, Steven FUHRMAN, Virginie HECKLE, Stéphanie MENEM, Abel PATACHO, Miguel REYES, Reda SLAOUI, Kathryn STUTTS, Jordi VINYALS, Sébastien YEOU
Construction : Mariam ABUEBEID, Sara AL SAWI, Kelly ANASTASSIOU, Donna ASHRAF, Jessica CALDI, Daniella DE ALMEIDA, Fay EL MUTWALLI, Steven FUHRMAN, Maryam HOSNY, Zaina KHAYYAT, Stéphanie MENEM, Youmna NAJJAR, Miguel REYES 
Interior design: Floriane ABELLO, Lucas DUMON, Isabella GARBAGNATI, Jaiyao HUANG, Tanguy NGUYEN, François ZAB 
Renderings: Artefactory (Eric ANTON) Jugulta LE CLERRE, Clément OUDIN, Raphael RENARD
Graphic design: Rafaelle ISHKINAZI, Marie MAILLARD, Léo GRUNSTEIN, Clovis VALLOIS
Engineers: Esquisse 
Concept Design: ARUP
Schematic Design: BuroHappold, Transsolar
Façades : Andrew SNALUNE 
Construction: BuroHappold
Expert-conseils
Museography: Renaud PIERARD
Graphic design, signage: Philippe APELOIG, Kristian SARKIS 
Lighting Design: 8’18” 
Scenography, multimedia: dUCKS scéno 
Landscape: Michel DESVIGNE, Jean-Claude HARDY
Interior Design: Eric Nespoulous / JND
Acoustics: Studio DAP
Cost Consultant: MDA Consulting
Seismic: Setec
Models: Jean-Louis COURTOIS
Location: Saadiyat Cultural District, Saadiyat Island - Abu Dhabi - Emirati Arabi Uniti
Design: from 2006
Construction: 2013-2017
Opening: November 11, 2017
Built up area: 97,000 sqm
All gallery spaces: 8,600 sam
Permanent galleries: 6,400 sqm
Exhibitions: 2,000 sqm
Children’s Museum: 200 sqm
Auditorium: 420 sqm / 250 seats

Museum buildings
Total: 55 individual buildings
Permanent Galleries: 26 individual buildings 
External buildings façade: 3,900 panels (20 sqm average format) made of ultra-high performance fibre concrete (UHPC).


Photos by © Mohamed Somji, © Roland Halbe, © Marc Domage

https://www.louvreabudhabi.ae/
http://www.saadiyatculturaldistrict.ae/

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