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Herman Hertzberger


Biografie

Herman Hertzberger (1932) ist einer der wichtigsten niederländischen Theoretiker und Architekten des modernen Zeitalters. Als Schüler von Aldo van Eyck (1918-1999) schließt er 1958 seinen Hochschulabschluss im Ingenieurswesen und der Architektur ab und eröffnet noch im selben Jahr sein eigenes Büro in Amsterdam.
Mit dem Gewinn des Wettbewerbs für das Studentenheim in Amsterdam (1959-1966) macht Hertzberger bereits während seines Studiums auf sich aufmerksam.

Dieses Projekt sowie der Erweiterungsbau der Fabrik LinMij (1964) enthalten schon viele Elemente, die in seinen zukünftigen Werken wiederkehren werden: zum Beispiel die Möglichkeit, die Funktionalität des Gebäudes im Laufe der Zeit zu verändern, der Mikrokosmos (das Studentenheim umfasst ein Restaurant, eine Bücherei, eine Bar, 250 Studentenzimmer) und ein „dynamisches Gleichgewicht zwischen Individuum und Gemeinschaft, das Hertzberger ins Zentrum seines Schaffens stellt” (Rossi).
Hertzberger ist einer der Hauptvertreter des Strukturalismus und übt eine bedeutende didaktische und theoretische Tätigkeit aus: er lehrt an der Universität Amsterdam (1965-1969), ist außerordentlicher Professor an der technischen Universität Delft (1970-1999), Gastprofessor an der Universität Genf (1982-1986) und anschließend Professor von 1986 bis 1993.

Von 1959 bis 1963 gehört er gemeinsam mit Aldo van Eyck und Jaap Bakema (Mitglieder des Teams 10) der Redaktion der Zeitschrift Forum an, einer einflussreichen Zeitschrift der Bewegung des Strukturalismus.
Die Erfahrung in der so genannten Forumgroup veranlasst Hertzberger zur Verwirklichung von Bauwerken, die die Wiederherstellung der „menschlichen Dimension“ der Gebäude anstrebt und somit die im Städtebau weit verbreitete anonyme Entwicklung kontrastiert. So sind die berühmten Bürogebäude Central Beheer (1969-1972) für 1000 Angestellte und das Ministerium für Arbeit und Soziale Angelegenheiten in Den Haag (1979-1990) zu interpretieren, nämlich „als ein Symbol des neuen Stils, Arbeit und Leben ohne Grenzen und Hierarchien miteinander zu verbinden“.

Die Möglichkeit, die Raumfunktionalität im Laufe der Zeit zu verändern, wird gänzlich beim Diagoon experimental housing (1967-1970) deutlich. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Wohnsiedlung mit 8 Prototyp-Wohnungen, deren Grundprinzip eine Übergabe unfertiger Wohnung an den Eigentümer vorsieht und das folglich seinen eigenen Worten zufolge als ein „unvollständiges Projekt“ definiert wird.
Die Bewohner konnten je nach eigenen Bedürfnissen über die Gestaltung ihrer Wohnungen selbst entscheiden. Ausgangsbasis waren eine Innenstruktur mit zwei fixen Kernbereichen, die viele Varianten zuließen.
Im Vergleich zu einer „normalen“ Wohnung gab es zum Beispiel keine strenge Trennung zwischen Wohnzimmer und Schlafbereich. Ein Teil des Raums konnte zur Schaffung eines Zimmers abgetrennt werden. Der restliche Platz bildete eine Art „internen Balkon“, der den gesamten Wohnbereich umschloss und der ganz nach Belieben eingerichtet werden konnte.

Diese Methodologie „verkörpert den Versuch, von einer Reihe beharrlicher Stereotypen abzurücken, die noch heute den Wohnungsbau beherrschen“.
Während seiner langen Karriere hat Hertzberger viele Schulgebäude realisiert, darunter sticht besonders die Montessorischule in Delft (1966, mehrmals erweitert) hervor. Die Strukturierung des Gebäudes ermöglicht gleichzeitige Aktivitäten ohne Interferenzen untereinander, mit Schulzimmern in L-Form, die einen zentralen breiten und ergänzenden Flur bilden, der diagonal durch das Gebäude hindurch losgelöst ist.
Darüber hinaus erwähnenswert die Schulen Apollo (1983) und De Evenaar (1986), beide in Amsterdam, das Polygoon in Almere (1992), die Anne-Frank-Schule in Papendrecht (1994) und aus jüngster Zeit die ABC school De Bron in Amersfoort (2012) und das Twickel College in Hengelo (2016).

In den 90er Jahren fallen zwei gewaltige Projekte seiner Produktion auf: der Industriepark Gebaute Landschaft in Freising (Deutschland) und vor allem das Chassé-Theater in Breda (1995, und anschließender Erweiterungsbau 2018), das als fast „expressionistisch“ gilt.
Hertzberger ist Ehrenmitglied in vielen akademischen Einrichtungen. Wir erinnern an die wichtigsten wie das Royal Institute of British Architects (seit 1991), die Universität der Künste in Berlin (1993) und die Akademie der Künste der Zeichnung in Florenz (1995), die Architekturakademie Frankreich (1997) und das American Institute of Architects (AIA, 2004). 2012 wurde ihm die RIBA Royal Gold Medal verliehen.

Seit 2015 arbeitet sein Büro mit dem Kürzel AHH. Die Tätigkeitsbereiche reichen von Städteplanung zum Wohnungsbau, von Bürobauten zu Gebäuden des Kultur- und Bildungswesens, insbesondere im gesamten Gebiet der Niederlande.
Außer den Themen im Rahmen der Nachhaltigkeit ist es AHH besonders wichtig „jedem Gebäude ein besonderes Merkmal zu verleihen, das die Identität des Kunden (...) durch einen kontinuierlichen Meinungsaustausch, der stets zu einem einzigartigen Ergebnis führt, hervorhebt“.
Erwähnenswert unter den Architektur-Essays Lessons for students in Architecture (1991), Sammelband mit Artikeln und Lehren seit 1973, Space and the Architect - Lessons in Architecture 2 (1999) und Space and Learning - Lessons in Architecture 3 (2008).
 
Herman Hertzberger: Berühmte Werke und Projekte
 
- Ampliamento della scuola De Wijert, Groningen (Olanda), 2020
- Hertzberger Parc(progetto), Apeldoorn (Olanda), 2019
- CODA café (progetto), Apeldoorn (Olanda), 2019
- Nieuwe Veste Culture market, Breda (Olanda), 2019
- Ampliamento del Teatro Chassè, Breda (Olanda), 2018
- Organ TivoliVredenburg, Utrecht (Olanda), 2017
- Ampliamento della scuola Stationskwartier, Rijswijk (Olanda), 2016
- Twickel College, Hengelo (Olanda), 2016
- Omnibus, Arnhem (Olanda), 2015
- TivoliVredenburg, Utrecht (Olanda), 2014
- Faculty of Applied Physics and Electrical Engineering, Flux, University of Technology, Eindhoven (Olanda), 2014
- Community centre De Wetering, Arnhem (Olanda), 2012
- ABC school De Bron, Amersfoort (Olanda), 2012
- Urban plan Waterrijk, Eindhoven (Olanda), 2010
- Edifici per il Water Management and Sewerage Department, Amsterdam (Olanda), 2005
- Media Park Forum, Colonia (Germania), 2004
- Complessi residenziali a Düren (Germania), 1997
- Montessori College Oost, Amsterdam (Olanda), 1996
- Ampliamento Centro Commerciale Vanderveen, Assen (Olanda), 1998
- Teatro Markant, Uden (Olanda), 1996
- Teatro Chassé, Breda (Olanda), 1995
- Centro teatrale, L’Aia (Olanda), 1993
- Biblioteca e scuola di musica, Breda (Olanda), 1993
- Sede dell’Ufficio Brevetti del Benelux, L’Aia (Olanda), 1991
- Ministero degli Affari Sociali, L’Aia (Olanda), 1990
- Scuola De Evenaar, Amsterdam (Olanda), 1986
- Scuole Apollo, Amsterdam (Olanda), 1983
- Centro musicale Vredenburg, Utrecht (Olanda), 1978
- Case Diagonal, Delft (Olanda), 1971
- Casa per anziani De Drie Hoven, Amsterdam (Olanda), 1974
- Uffici della Centraal Beheer, Apeldoorn (Olanda), 1972
- Alloggio sperimentale Diagoon, Delft (Olanda), 1970
- Scuola Montessori, Delft (Olanda), 1966 e succ. ampliamenti
- Casa dello studente, Amsterdam (Olanda), 1966
- Ampliamento fabbrica LinMij, Amsterdam (Olanda), 1964
 
Offizielle Webseite
 
http://www.ahh.nl

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