19-12-2012

Elisa Minari: Vivenda para todos

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Die Gewinnerin der Sektion “Forschung” der ersten Ausgabe des internationalen Architekturwettbewerbs von Floornature unter dem Titel “Next Landmark”, Elisa Minari, hat ein Projekt für selbstgebaute Wohnungen in den urbanen Gebieten der Ballungsräume im “Süden” unserer Erde entworfen.



Elisa Minari: Vivenda para todos
Kann Architektur weitsichtig auf die Form der Stadt und deren zukünftige Entwicklung Einfluss nehmen und sich dabei den gewalttätigen Eingriffen, beispielsweise dem Abriss, entgegenstellen, die in der Vergangenheit zur Eindämmung der Phänomene wie der Favelas eingesetzt wurden? Indem sie auf diese Fragen eine Antwort suchte, hat Elisa Minari im Jahr 2011 ihre Diplomarbeit an der Architekturfakultät der Universität Parma geschrieben und dann ihre Ausarbeitung dieses Jahr bei der ersten Ausgabe des internationalen Architekturwettbewerbs “Next Landmark” eingereicht, der von dem Portal Floornature organisiert wurde.
Elisa Minari hat eine Analyse der parasitären Siedlungsformen an der offiziellen urbanen Form angestellt, wobei diese je nach Fall, Gegend des Planeten und Bedingungen, in denen sie sich entwickeln, als Barackenstädte, Favelas oder Slums bezeichnet werden. Sie bietet überraschende Schlussfolgerungen an: Im Mittelpunkt steht dabei das Thema der Integration zwischen den Bewohner der Favelas und den Bewohnern der formalen Stadt. Hier wird aufgezeigt, dass die zuvor praktizierte Politik der Ausgrenzung, der Zerstückelung des urbanen Gefüges oder der Einsatz der Gewalt fehlgeschlagen ist. Es handelt sich um ein Phänomen, vor dem die Verwaltungen der betroffenen Städte wie auch der Rest der Welt nicht die Augen schließen können, angesichts der Tatsache, dass heute über eine Milliarde Menschen, also 32 % der urbanen Bevölkerung der Welt, in Slums lebt.
Diese beeindruckenden Zahlen sind ein Problem, das die gesamte Menschheit betrifft. Sie regen dazu an, ein ersetzendes oder ergänzendes Architekturmodell zu gestalten, das auf der Nähe der Wohnbedürfnisse der Bewohner der Favelas mit den unsrigen basiert, jedenfalls was die Mindestanforderungen betrifft, die Selbstbestimmung über das, was einem gehört und die Teilnahme beim Bau.
Nach der Erfahrung des Programms Favela-Bairro in Rio de Janeiro im Jahr 1993, das erste öffentliche Projekt, was an der Integration orientiert war und auf die Umwandlung der Favelas in Stadtviertel zielte, hat sich die Handlungspolitik radikal geändert und geht nun von dem Konzept aus, dass diese parasitären Siedlungsformen nicht mehr als ein zu löschender Fehler zu behandeln sind, sondern als eine Phase des Entwicklungsprozesses des Ballungsraums angesehen werden. Die Aufmerksamkeit für die Bewohner, für diejenigen, die geerbt und selbst zum eigenen Haus im Armenviertel beigetragen haben, und zwar als Bürger und nicht nur als unrechtmäßiger Besetzer eines Grundstücks oder eines Gebäudes: Das war das Schlüsselkonzept für die Entwicklung einiger Fälle der gemeinsamen Planung, aus der auch das Entwicklungsmodell eines selbstgebauten Wohnungssystems stammt, wie Elisa Minari es vorschlägt. Die Wohnmodule nehmen Konzepte auf, die von der Komposition her bereits bei der spontanen Herstellung der Slums angewendet werden, also die gleichförmige Einheiten, die problemlos in großen Maßstab nachzubauen ist, die Fertigbauweise und die Anpassungsfähigkeit.


Indem sowohl Prozesse der Sanierung als auch des Aufbaus von Null berücksichtigt werden, vermeidet das Projekt die Entwurzelung der Bewohner, die hingegen in die Rückgewinnung ihrer Gegend involviert werden, da sie den Grad des persönlichen Eingriffs bei dem Modul bestimmen, das sie kaufen, der von 50%, über 70% bis 100% variieren kann.

Mara Corradi


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